Die Wutachschlucht ist ein beliebtes Ausflugsziel, doch Wanderer sollten sich stets der Gefahren bewusst sein und ihre eigene Kondition nicht überschätzen. Foto: Seeger/dpa

Einsätze haben stark zugenommen. Trittsicherheit, Kondition und die richtige Ausrüstung erforderlich.

Löffingen - Ein tragischer Unfall hat sich am Mittwochmorgen in der Wutachschlucht ereignet. Wie die Polizei mitteilte, war eine 59-jährige Frau mit zwei weiteren Personen in der Schlucht unterwegs.

Rund 600 Meter östlich der Schattenmühle habe sie den Halt verloren und sei 15 Meter tief in die Schlucht gestürzt. Rettungskräfte und Bergwacht wurden nach Angaben der Polizei gegen 11.30 Uhr zur Unfallstelle gerufen, konnten der Frau jedoch nicht mehr helfen. Sie erlag noch am Unfallort ihren Verletzungen.

Laut Adrian Probst, Landesvorsitzender der Bergwacht Schwarzwald, gehört die Wutachschlucht "zu den Top fünf Orten, an denen wir die meisten Einsätze haben." Bereits am Dienstagabend war die Bergwacht in der Schlucht unterwegs, um eine Frau zu retten, welcher bei einer Wanderung durch die Schlucht der Fuß umgeknickte, und die sich dabei eine Bänderverletzung zuzog. "Wir rücken gerade täglich aus, mit Einsätzen, die zwischen drei und fünf Stunden dauern", sagt Probst. Einsätze wie bei dem tödlichen Unfall am Mittwochmorgen seien "leider keine Besonderheit", in dem Gelände sei ihre Arbeit immer schwierig, so Probst. Gleich drei Bergwachten waren am Mittwoch beteiligt, einen speziell ausgebildeten Luftretter holten die Einsatzkräfte in Freiburg ab. Per Rettungswinde wollten sie die Verunglückte aus der Schlucht retten. "Leider konnten wir die Frau aber nur noch bergen", erklärt Probst.

Einsätze nehmen stark zu

Während die Gesamtzahl der Einsätze im Gebiet der Bergwacht Schwarzwald 1990 noch 250 betragen habe, sei sie inzwischen auf 1500 Rettungsaktionen im Jahr 2018 angestiegen, so Probst. Das habe verschiedene Ursachen: "Zum einen sind einfach immer mehr Leute in der Natur unterwegs, was wir an sich natürlich sehr begrüßen", meint der Bergretter, "aber wo mehr Menschen sind, da passieren auch mehr Unfälle." Zudem sei an den Ausflugszielen inzwischen auch an Werktagen viel los, während Wanderer in früheren Jahren fast ausschließlich am Wochenende unterwegs gewesen seien. "Das macht es für uns als Ehrenamtliche wahnsinnig schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen", betont Probst.

Gefährlicher ist die Wutachschlucht in den vergangenen Jahren jedoch nicht geworden, eher im Gegenteil: "Es wurde viel gemacht, um Risiken zu vermindern – die Beschilderung und das Mobilfunknetz wurden ausgebaut, die Absprache zwischen den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr Bergwacht und Deutschem Roten Kreuz weiter verbessert und alte Holzbrücken erneuert." Dennoch sollten sich Wanderer stets bewusst sein, dass "die Wutachschlucht nicht das heimische Wohnzimmer ist und auch gefährlich werden kann". Trittsicherheit, Kondition und die richtige Ausrüstung sind nach Aussage des Bergretters unerlässlich, um an einer Wanderung teilzunehmen. "Man sollte sich im Vorfeld genau überlegen, was man machen will – und ob man sich auch dazu in der Lage fühlt". Neben medizinischen Problemen sei die häufigste Ursache für Unfälle in der Schlucht Unaufmerksamkeit. Deshalb sollten Wanderer laut Probst lieber mal einen Schritt langsamer, dafür aber mit Bedacht machen. "Es ist diese eine Sekunde Unaufmerksamkeit, vor der sich niemand wirklich schützen kann."

Immer wieder müssen die Rettungskräfte der Bergwacht Wutach in die Schlucht ausrücken, Stellen, an denen besonders häufig Unfälle passieren, gibt es laut Bergretter Probst nicht. Die Einsatzorte seien über die ganze Schlucht verteilt. Im Notfall sollten hilfsbedürftige Personen bei ihrem Notruf direkt die Bergwacht verlangen, so der Tipp des Vorsitzenden. Eine regelmäßige Schulung in Erster Hilfe sei ebenfalls sehr wichtig. Nachdem die Bergwacht verständigt ist, braucht sie von ihrer Station in Ebertingen je nach Unfallsort zwischen fünf und 20 Minuten. Dabei bewegen sich die Bergretter sowohl zu Fuß, mit dem Auto als auch mit dem Hubschrauber fort. Häufig werden sie von Polizei, Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz unterstützt.